Mehr als 40 Vertreterinnen und Vertreter aus den 11 Oberengadiner Gemeinden Sils, Silvaplana, St. Moritz, Pontresina, Celerina, Samedan, Bever, La Punt Chamues-ch, Madulain, Zuoz und S-chanf, darunter auch mehrere Mitglieder des Grossen Rats des Kantons Graubünden, hatten sich am Dienstagabend im Gemeindesaal Samedan eingefunden, um sich von den Verantwortlichen der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin (SGO) über den beantragten Nachtragskredit in Höhe von fünf Millionen Franken für das Spital Oberengadin informieren zu lassen. Alle Schweizer Spitäler haben das gleiche Problem: Inflation und Fachkräftemangel treiben die Kosten in die Höhe – die Tarife bleiben seit Jahren, wo sie sind. Die Schere zwischen Kosten und Erträgen geht immer weiter auseinander. Auch im Spital Samedan haben stark steigende Kosten bei sinkenden Erträgen sowie die Abschreibungen und hohen Zinsen, welche mit dem Umbau des Spitals einhergehen, das Ergebnis im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gedrückt.
Stiftungsratspräsident Christian Brantschen machte gleich zu Beginn klar, dass die zusätzlichen Mittel für das Spital Oberengadin überlebenswichtig sind: «Aufgrund des hohen Defizits kann die SGO die Vorgaben, die mit der Kreditfinanzierung verbunden sind, nicht erfüllen. Damit ist die Fortführung der Unternehmenstätigkeit des Spitals ernsthaft gefährdet», so Brantschen. «Die beantragte Zwischenfinanzierung erlaubt es uns, unseren breiten Leistungsauftrag hier im Tal zu erfüllen. Und sie gibt uns die nötige Zeit für die Weiterentwicklung des Spitals, sodass wir die Zukunft der Gesundheitsversorgung im Oberengadin gemeinsam mit allen Beteiligten sorgfältig planen können.»
Überlebenswichtige Grund- und Notfallversorgung
Dr. med. Susanne Stallkamp, CEO des Spitals Oberengadin, zeigte eindrücklich auf, warum die Grund- und Notfallversorgung des Spitals für die Bevölkerung, aber auch für den Tourismus in den Talschaften überlebenswichtig sind. So habe über Ostern, als das gut ausgelastete Oberengadin aufgrund starker Schneefälle und schlechten Wetters für nahezu 24 Stunden von der Umgebung abgeschnitten war, eine Person mit Herzstillstand reanimiert und im Anschluss auf der Intensivpflegestation des Spitals medizinisch versorgt werden müssen. «Bei über 100'000 Personen, die sich in der Hochsaison im Tal aufhalten, sind solche Vorfälle leider keine Seltenheit», so Stallkamp. Ja, eine solche Infrastruktur koste Geld, so die CEO. «Aber im entscheidenden Moment rettet sie Leben. Das ist für viele, die hier leben oder herkommen ein wichtiger Aspekt.»
Einig war man sich am Dienstagabend darüber, dass es die qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung im Oberengadin braucht, und dass sie erhalten werden soll. Aber es wurde auch klar, dass im Tal wie in vielen Regionen der Schweiz eine Diskussion darüber geführt werden muss, wie die wohnortsnahe Gesundheitsversorgung in Zukunft aussehen soll – und wie viel man sie sich kosten lassen will. Begleitet wird dieser Prozess von einer vom Stiftungsrat eingesetzten Task Force unter der Leitung des auf Veränderungsprozesse im Gesundheitswesen spezialisierten Beratungsunternehmens H Focus. Projektleiter Ralph Sattler präsentierte verschiedene Varianten der künftigen Ausgestaltung des medizinischen Leistungsangebots und zeigte die nächsten Schritte im Prozess auf.
Die Trägergemeinden haben bis Mitte Juli Zeit, im Rahmen ihrer jeweiligen politischen Prozesse über den Antrag der SGO um einen Nachtragskredit in Höhe von fünf Millionen Franken für das Spital Oberengadin zu entscheiden.
Kontakt
Herr Prof. Gian Melcher
Verwaltungsratspräsident SGO
gian.melcher@melcher-medical.ch
Herr Christian Brantschen
Stiftungsratspräsident SGO
christian.brantschen@celerina.ch